Toleranz

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"ich verurteile niemanden...."

"ich akzeptiere die Meinungen anderer..."

Wie schnell sind solche Worte gesagt oder geschrieben. Man möchte ja nicht vor den Anderen als "intolerant" dastehen. Doch wie steht es wirklich um den Wahrheitsgehalt dieser Worte? Wo ist Toleranz wirklich wahrhaftig und wo ist sie bloss ein fauler Kompromiss? Verstehen wir unser Gegenüber wirklich, weil wir seine Gedankenwege nachvollziehen können, oder gestehen wir ihm lediglich zähneknirschend zu, dass er eine andere Meinung hat als wir und in uns grummelt es weiter?





In Bezug auf Toleranz hat jeder seine persönlichen Grenzen. Diese Grenzen erweitern sich mit der Integration jener Aspekte, mit denen man konfrontiert wird; einschliesslich ihrer jeweiligen Gegensätze. "Toleranz" bewegt sich in dem Rahmen zwischen Duldung friedfertiger Akzeptanz. Toleranzfähigkeit geht einher mit Respekt und Achtsamkeit.



Wir alle sind gefordert. Wahrhaftige Toleranz ist der Weg zurück zur Einheit; das Einsammeln von Aspekten samt ihrem Gegenpol. Wahrhaftige Toleranz ermöglicht die Erlösung der Aspekte und ihrer Schatten.




Vier Elemente



Dualität

Wenn wir hier in unserer dualen Dimension einem Aspekt begegnen, so führt er im Schatten immer seinen Gegenpol mit sich. Pol und Gegenpol bedingen einander und haben ihre Berechtigung und gleiche Gültigkeit. Es gibt nicht bloss Tag, sondern auch Nacht, nicht nur Einatmen, sondern auch Ausatmen usw.; doch jeden Aspekt und dessen Gegenpol können wir bloss als "nacheinander" erfahren, auch wenn wir wissen, dass es beides gibt und Eines das Andere bedingt.
Bei Aspekten wie Frieden und Krieg, Liebe und Hass, Täter und Opfer, haben wir erheblich mehr Schwierigkeiten, sie als sinnhafte Ausdrücke einer Einheit zu begreifen. Nichts desto trotz folgen auch die negativen Aspekte den Gesetzen der Polarität.


Meinung

Bleiben wir einseitig in einer Meinung hängen und verneinen eine oppositionelle Meinung, so werden wir einseitig. Stellen wir uns in Krieg zu einer oppositionellen Meinung, sind wir vom Frieden weit entfernt. Dabei ist eine Meinung lediglich nur eine momentaner Eindruck; eine momentane Bewertung zu irgendetwas. Meinung kann sich immer unverzüglich ändern. Es gibt fast nichts schneller Veränderlicheres als eine Meinung. Auch wenn wir unterschiedlicher Meinungen sein können; gerade da ist respektvoller und achtsamer Umgang miteinander wichtig. Das ist in Anbetracht der kollektiven Situation von Angst und Frust heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich gegeben. Jeder hat Recht darauf, eine eigene Meinung zu &auuml;ssern und wir können uns gegenseitig dafür schätzen und einander achten; zumal es uns immer wieder auffordert, nicht zu tief hinter dem eigenen Tellerrand verschwunden zu bleiben. Auch ist zu sagen: Beschimpfungen, Verächtlichkeit und Pöbelei gegen jemanden, der eine andere Meinung vertritt, zeugt nicht gerade von Toleranz. Jeder erlebt sich gemäss seines derzeitigen Wahrnehmungsstandes. Wahrnehmungen anderer können wir lernen zu respektieren. Nichts desto trotz ist eine Meinung eben nur eine Meinung; die ändert sich, wie gesagt, hin und wieder mal.


Akzeptanz

Natürlich vertritt jeder seine Meinung und die Kunst ist es, andere Meinungen, die im Gegensatz zur eigenen Meinung stehen, volle Akzeptanz und Verständnis zu zubilligen zu können und sie auch nachvollziehen können, weil sie gleich gültig sind.
Erst hier kann sich wahrhafte Toleranz entfalten. Das Mass der Toleranz beginnt in einem selbst. Man kann im Aussen nur in dem Mass tolerant sein, wie man tolerant zu sich selbst sein kann. Umso mehr man von sich selbst annehmen und akzeptieren kann, desto besser gelingt auch das Akzeptieren, Annehmen und Integrieren von Inhalten des "Aussens". Im Übrigen heisst "akzeptieren" nicht, dass man es mögen muss.


Emotionalität

Unverständnis, Be- und Abwertung und Verurteilung in Gut und Schlecht äussert sich emotional. Wir können zwar die Meinung des Anderen akzeptieren, aber wir sind darüber vielleicht entsetzt, traurig und frustriert und insgeheim wäre es uns lieber, wenn er diese Meinung nicht hätte. "Meinung" resultiert aus den eigenen Ansichten und Glaubenssätzen; oft sind diese angelernt oder von anderen übernommen. Emotional negativ zu reagieren heisst: wir regen uns über eine Meinung auf, die uns nicht passt. Diese Emotionalität kann sich in Form von Wut, Resignation, Trauer etc. zum Ausdruck bringen. Sie ist allerdings ein Zeichen dafür, dass da etwas in uns immer noch auf Integration wartet. Es ist erst dann integriert, wenn es uns nicht mehr affektiert; es gleich-gültig geworden ist.


Negativ empfundene Aspekte

Es ist äusserst schwer, mit negativen Aspekten umzugehen. Ein massgeblicher Faktor ist die Bewertung. Das Bewerten liegt in uns und es ist ein wichtiges und brauchbares Werkzeug. Mit Hilfe der Bewertung sind wir unterscheidungsfähig. Es ist ein Unterschied, ob man in Bezug auf ein negatives Thema selbst involviert ist, oder ob es ausserhalb des eigenen Wirkungskreises passiert. Involviert ist man in dem Moment, wo eine Person oder ein Geschehen das eigene, unmittelbare Erleben tritt. Ab hier kann man seine eigene Resonanz in Bezug auf das Geschehen abklopfen. Das heisst, gerät man selbst in Gewaltaspekte, oder tritt eine Person in unser Leben, die gerade mit Gewaltaspekten zu tun hat, so hat dieser Aspekt uns persönlich erreicht und es fordert uns, uns damit auseinander zu setzen. Gehen wir allerdings in emotionale Resonanz mit kollektiven negativen Aspekten, werden wir hilflos. Kollektive Aspekte lösen wir nicht persönlich, das ist nur im Kollektiv möglich.


Subjektivität

Oft passiert es (unbewusst), dass wir unserer Meinung allgemeine Gültigkeit verleihen und stossen immer wieder auf den Punkt, dass es doch noch anderer Meinungen gibt. Hier sind wir gefordert, diese unbewusste Allgemeingültigkeits-Schablone zurück zu ziehen, um uns unserer Subjektivität bewusst zu werden und der Meinung des Anderen den Raum der gleichen Gültigkeit zu geben. Durch Einsicht unserer eigenen Subjektivität und der Subjektivität des Gegenübers transformieren wir diese Gegensätze und gewinnen an Objektivität.


Grenzen setzen

Toleranz bedeutet aber nicht, dass man sich unbedingt alles gefallen lassen muss. Wir leben in Begrenzung, denken in Grenzen; die Ebene des Materiellen, des Grobstofflichen, ist nun einmal "be-ding-t". Wenn wir einen bestimmten Aspekt nicht innerhalb der uns gesetzten Grenzen gebrauchen können, so geben wir ihm einen Platz ausserhalb unserer Grenzen. Das heisst, in unserem persönlichen Bereich haben wir das Recht, einzuladen was wir möchten und es ist unsere Recht, das aus unserem persönlichen Bereich auszuladen oder zu entfernen, was wir nicht möchten. Tolerantsein heisst nicht, dass wir im persönlichen Bereich auf Dauer etwas ertragen müssen, das uns nicht gut tut. Tolerantsein bedeutet, dass wir Dinge im Aussen akzeptieren, auch wenn wir sie nicht mögen. Dinge im persönlichen Bereich können wir persönlich ändern, Dinge im kollektiven Bereich nur als Kollektiv. Der Beginn einer Veränderung beginnt in jedem selbst. Will ich Frieden auf Erden, so kann ich das Friedlichsein im eigenen Umkreis praktizieren und bringe damit meinen persönlichen Anteil ins Kollektiv mit ein.


Weisheit oder Flucht?

Toleranz ist kein Mittel, welches man einsetzen kann, um einer Konfrontation zu entgehen, sondern vielmehr ist die Toleranz als ein Bewusstseinszustand zu verstehen. Der Versuch, Toleranz als Mittel gegen den eigenen Affekt "anzuwenden", scheitert. Toleranz setzt Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit voraus; beginnend sich selbst gegenüber; aber auch das Gewahrsein der eigenen Grenzen.



Etwas zu akzeptieren, heisst nicht unbedingt, damit einverstanden zu sein. Es bedeutet ganz einfach, es zu umarmen, ob du nun damit einverstanden bist oder nicht.

(Neale Donald Walsch in "Freundschaft mit Gott")




Wahrhaftige Toleranz heisst, dass man in der Lage ist, etwas zu akzeptieren, auch wenn man es nicht mag. Toleranz bedeutet das verurteilsfreie und ge-lassene Betrachten und Annehmen des Gegenübers mit dem Wissen, das Alles seine Berechtigung hat und ist, wie es ist; aber auch die eigenene Integrität bewahrt bleibt.


Angst bewirkt Intoleranz; aber da wo Liebe ist, ist auch Platz für Toleranz.



Text von Christian Malzahn




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